So entsteht ein handgemaltes Kunstwerk

Auf Ausstellungen werde ich immer wieder gefragt, wie genau meine Kunst eigentlich entsteht? Darum zeige ich dir hier den kreativen Entstehungsprozess einer Acrylmalerei, inspiriert von der wunderschönen Gletscherlagune Jökulsárlón in Island.

Seit 2019 spielen besondere Sehnsuchtsorte wie Island eine zentrale Rolle in meiner Kunst. In diesen 5 Jahren habe ich meine künstlerische Handschrift verfeinert und gebe dir gern einen exklusiven Blick hinter die Kulissen meiner Arbeit im Kunstatelier.


Schritt für Schritt von der leeren Leinwand bis zum fertigen Gemälde

Jedes meiner Gemälde hat seinen Ursprung an einem besonderen Sehnsuchtsort

Zurück im heimischen Deutschland lasse ich mich von den gesammelten Eindrücken leiten

Dann folgt der künstlerische Prozess im Großformat

Zwischendurch recke und strecke ich mich, spiele mit den Katzen, singe meinen Lieblingssong

Es ist aufregend, wie das Gemälde entsteht, wie es sich verändert

Weitere Stunden vergehen

Das Kunstwerk ist fertig


Jedes meiner Gemälde hat seinen Ursprung an einem besonderen Sehnsuchtsort

Das heutige Kunstwerk ist von meiner ersten Island-Reise inspiriert. Auf meiner Rundfahrt mit einem Mietwagen an der Ringstraße im Juni 2019 ist die wunderschöne Gletscherlagune Jökulsárlón ein ganz besonderes Highlight!

In ihre frei fließenden Eisberge und das türkisblaue Wasser, das vom Vatnajökull-Gletscher abschmilzt, verliebe ich mich sofort Hals über Kopf. Während meiner Wanderung am Seeufer entferne ich mich von den wenigen, anderen Touristen und kann es kaum glauben: Die Lagune ist 200 Meter tief und damit der tiefste See in ganz Island!

Die Jökulsárlón Lagune entsteht auf natürlichem Weg aus dem Wasser, das vom Vatnajökull Gletscher abschmilzt

Demütig stehe ich lange Zeit einfach nur da, bewundere die eindrucksvolle Szenerie, halte die flüchtigen Urlaubseindrücke mit meiner Kamera fest, um sie später im Atelier erneut abzurufen.

Zurück im heimischen Deutschland lasse ich mich von den gesammelten Eindrücken leiten

In der Metropolregion Nürnberg wohne und arbeite ich. Hier liegt mein Atelier, mein ganz persönlicher Safe Space. Hier kreiere ich, mache Fehler, male weiter.

Nun darf das neue Kunstwerk für meine mehrteilige Island-Reihe entstehen. Ich binde meine farbenbeschmierte Malschürze um und bereite mich darauf vor, in den Malprozess einzutauchen. Mit Musik auf den Ohren und Malspachtel in der Hand öffne ich eine Handvoll Farbtuben. Die einzigartige Färbung der Jökulsárlón Lagune will ich selbst anmischen, aus verschiedenen Blau- und Grüntönen. Der dezente Duft feinster Acrylfarbe steigt in meine Nase, unter der aufmerksamen Beobachtung meiner Atelierkatzen Xena und Meister Quitte.

In den nächsten Minuten versammeln sich die intensiv leuchtenden Acrylfarben in warmen und kalten Farbnuancen auf meiner Palette. Dann wird es spannend. Ich nehme ein kleines Blatt Papier zur Hand, ein Ort voller Möglichkeiten. Ich spüre die feine Textur unter meinen Fingerspitzen. Eine unbeschriebene Oberfläche, die mich herausfordert. Mit einem hellblauen Aquarellstift skizziere ich grob die Komposition, die das Bild einleitet.

So entsteht ein Entwurf im Kleinstformat. Er markiert den Beginn meines neuen Kunstwerks.

Entwurf eines Künstlers für ein abstraktes Kunstwerk der Gletscherlagune Jökulsárlón im Süden Islands
Die Nürnberger Künstlerin Anja Dommel malt eine abstrakte Landschaft der Gletscherlagune Jökulsárlón in Island

Dann folgt der künstlerische Prozess im Großformat

Der Pinsel wird zu einer Verlängerung meiner Gedanken. Die leuchtenden Farben flüstern Geschichten, erst leise und kaum hörbar, dann lauter und deutlicher. Ein fließendes Farbenmeer entsteht, in Erinnerung an die längst vergangenen Momente in Island, während das blanke Papier nach und nach verschwindet und die Jökulsárlón Gletscherlagune Form annimmt.

Zwischendurch recke und strecke ich mich, spiele mit den Katzen, singe meinen Lieblingssong

Dankbar lege ich eine kurze Pause ein. Meine Katzen tänzeln um meine Beine und verzaubern mich mit ihrer verspielten Art. Wollen bespaßt und umschmust werden. Dann geht es weiter. Stunde um Stunde füllt sich der Malgrund mit organischen Formen, ein flirrendes Spiel aus schwungvollen Pinselspuren und zufälligen Farbtropfen, die wie große und kleine Eisberge im Wasser treiben. Gefolgt von einem weiteren Moment des Innehaltens. Ich stelle das Gemälde beiseite, um am nächsten Morgen mit frischem Blick und neuer Energie weiterzuarbeiten. Die Kunst braucht Zeit, sie darf langsam und ohne Hektik entstehen.

Detail einer blau-türkisen handgemalten Acrylmalerei mit Dripping und abstrakten Pinselspuren von der Künstlerin Anja Dommel
Künstler malt Acrylbild mit Pinsel und feinsten Künstlerfarben in Blau und Türkis

Es ist aufregend, wie das Gemälde entsteht, wie es sich verändert

Am nächsten Tag wird das Malen zur Gefühlsachterbahn. Ich stehe frustriert vor dem Bild, bin irgendwie unzufrieden mit dem Zwischenergebnis. Finde Fehler, übermale ganze Bildteile, arbeite mich Schritt für Schritt weiter vorwärts. Doch wie die Eisberge in der Lagune langsam schmelzen und schließlich aufs Meer hinaustreiben, finde auch ich Schritt für Schritt meinen Weg. Das musste ich als Künstlerin erst schmerzlich lernen: Dass sich ein Bild manchmal erst entwickeln und finden muss. Oder es ist eine Einbahnstraße, ohne Sinn und Verstand, und wird weiß übermalt.

Weitere Stunden vergehen

Ich bin motiviert und euphorisch, denn ich sehe langsam Licht am Ende des Tunnels. Dann ist er auf einmal da, der magische Moment, in dem ich ahne, das Bild ist fertig. Ich trete einen Schritt zurück. Kann es zuerst kaum glauben. Es folgt ein letzter Hauch, eine feine Nuance, die das Bild vollendet. Dann ist es getan. Kein weiterer Pinselstrich ist nötig. Erleichtert und stolz wasche ich die letzten Farbreste aus dem Pinsel, reinige meine Farbpalette, entferne das kreative Chaos, das sich in den letzten, arbeitsintensiven Tagen im Atelier ausgebreitet hat.

Von Island inspirierte Original-Kunst der Malerin Anja Dommel als Urlaubserinnerung an die Gletscherlagune Jökulsárlón

Das Kunstwerk ist fertig

Ich stehe eine Zeit lang einfach nur da und bin mit purem Glück erfüllt. Fühle mich beim Betrachten der Malerei nach Island zurückversetzt, fühle wieder diese unverfälschte Freiheit, die meinen abenteuerlichen Roadtrip rund um die Vulkaninsel im Nordmeer begleitet hat. Jetzt ist das Kunstwerk bereit, mein Atelier zu verlassen und ein neues Zuhause zu finden. Damit seine Geschichte, die an der wunderschönen Jökulsárlón Gletscherlagune begann, nun anderswo weitererzählt wird.